Bevor ich anfange meine Kritik zu "Der neue Wahnsinn der Familie Herfurth" zu schreiben, möchte ich es der feurigen Orange gleich tun und mich von einem alten System verabschieden. Ich werde mich von dem Pro und Contra - System verabschieden, da die wichtigsten Punkte schon bereits in der Kritik erwähnt werden und somit nicht noch mal wieder gegeben werden müssen. Hoffentlich ist es für euch leicht zu verschmerzen. (Denke ich mal, oder?!
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Nun zu meiner Kritik:"Der neue Wahnsinn der Familie Herfurth" ist ein kurzweiliges, unterhaltsames Adventurespiel der Marke "Old School-Cartoonfolge in Adventure-Format". Wie ist das nun zu verstehen? Das Spiel orientiert sich nach dem Muster alter Zeichentrickserien à la "The Charlie Brown and Snoopy - Show" oder der alten "Pink Panther"-Serie. Die drei spielbaren Abschnitte sind zwar in einem Kontext verbunden (der typische Freitag der Herfurth), doch jeder Akt hat seine eigene Handlung.
Auffällig bei diesen Abschnitten ist, dass sie alle zwei Gemeinsamkeiten haben: Punkt 1: Die spielbare Figur ist stets eine Frau bzw. Mädchen. Und Punkt 2: Männer sind schuldig für die Situation, in denen die Hauptfiguren hinein geworfen werden und wo sie sich wieder raushauen müssen. (Ausnahme ist das Tutorial-Level, aber ich würde es nicht als spielbaren Abschnitt innerhalb des Erzählrahmens mitzählen.) Schon alleine bei den Settings könnte man davon ausgehen, dass dieses Spiel eigentlich für das weibliche Publikum gedacht ist. Das Ganze wird dadurch noch verstärkt, dass zum Beispiel der Straßenhändler ein paar sexistische Äußerungen von sich gibt oder die weiblichen Figuren bei bestimmten Aktionen gleich empört "Pervers!" oder "Das ist doch nicht jugendfrei!" ihren Unmut zum Ausdruck bringen. Aber vielleicht ist das Ganze auch so durchdacht, dass die männlichen Spieler einen Eindruck davon bekommen sollen, wie Frauen in solchen Fällen denken und das man auch nachvollziehen soll, warum sie empört reagieren. Ich weiß, dieser Absatz, den ich gerade geschrieben habe, ist reine Interpretation, aber es ist halt sehr auffällig und regt zum Nachdenken an. Wer weiß, was sich JPJF bei dem Spiel dabei gedacht hat.
Die Familie Herfurth kennt man schon bereits aus den bisherigen Episoden von JPJF und sie sind sich ihrer Linie Treu geblieben, was an sich her schon eine tolle Sache ist. Denn gerade ihre Schrulligkeiten und Macken macht sie schon sehr liebenswert. Besonders der Vater mit seiner Schutzkleidung, der im Tutorial und auch beim Abspann eine besondere Rolle hat, ist mein persönlicher Favorit.
Im übrigen ist das Tutorial ist auch eine sehr witzige Idee und sehr lustig geschrieben.
In Sachen Humor macht das Spiel eine recht ordentliche Figur. Besonders die Anspielungen auf andere Adventurespiele ist für den einen oder anderen Veteranen dieses Genres was feines, der/die sich mit den genannten Spielen auseinander gesetzt hat. Auch die Seitenhiebe zum Beispiel auf den Kapitalismus, den technologischen Fortschritt (Zum Beispiel Handy = Smartphone), den Jugendschutz oder die Kritik auf die Gesellschaft sind ebenfalls gut gelungen.
Was bereits erwähnt wurde und mir ebenfalls schon ärgerlich aufgestoßen ist, sind die Kraftausdrücke, die im Spiel leider nicht selten vorkommen. Dabei sind es nicht solche Sachen wie "Scheiße" oder "Kacke", die zum Beispiel in GTA Standard und noch recht harmlos gegenüber den anderen Äußerungen in der Spielreihe sind. Nein, es sind ausgerechnet Äußerungen, die gegenüber dem Spieler getroffen werden! Wenn die Hauptfigur anfängt den Spieler zu beleidigen, könnte man sich die Frage stellen "Wollte mich gerade die Figur beleidigen oder gar der Entwickler selbst?". Die Problematik dahinter ist, dass die Spielfigur eines Adventurespieles nur eine Meinung äußern kann, die aus dem Kopf des Entwicklers stammte und schließlich für den Charakter geskriptet worden ist. Ansonsten hat eine solche Figur kein Eigenleben und kann somit keine eigene Meinung äußern! Und solche Äußerungen sind einfach tierisch nervtötend und auch verletzend, wenn man es persönlich nehmen würde! (Was zwar bei mir nicht der Fall war, da ich weiß, es ist nur ein Spiel. Aus! Basta! Aber ich fand es trotzdem sehr nervtötend!
) Es ist wichtig, dass die Figur zwar eine lustige Äußerung zu einer fehlgeschlagenen Aktion machen soll, sie jedoch nicht so rüberkommen darf, dass der Spieler selbst beleidigt werden soll. Ansonsten kann man es sich mit einigen der Spielern verscherzen. Und auch ein nicht kommerzielles Spiel wie dieses muss seine Spieler finden, ohne sie dabei zu provozieren.
Das Rätseldesign ist in den meisten Fällen gut durchdacht. Es gibt jedoch eine bestimmte Ausnahme, die mich verwundert hat:
Es kommen gelegentlich auch einige Rechtschreibfehler vor, die zwar beseitigt hätten werden können, aber zu verschmerzen sind. Ich sehe das nicht eng.
Auch ein paar kleine programmtechnische Unfeinheiten sind noch drinne. Wie zum Beispiel, dass die Figur beim dritten Akt, wenn man "Gehe zu Glasschale" anwendet, nicht zur Schale sondern gleich zur Tür rennt. Aber sie sorgen für keinen Spielabbruch und brechen auch nicht gleich einen Bein ab.
Insgesamt betrachtet fand ich das Spiel sehr unterhaltsam. Unter diesen Gesichtspunkten gebe ich diesem Spiel
4 Punkte.