Ich spreche ganz allgemein. Wir haben sehr viele Bedürfnisse und Instinkte, die andere Tiere auch haben. Dass es diese fehlende Willenskraft gibt, sagt ja eigentlich genau das aus, was ich auch denke - dadurch kann sich halt net jeder gegen seine Natur verwehren.
Der Mensch ist immer durch Triebe beeinflusst. Er muss ständig gewisse Triebe unterdrücken bzw. entscheiden, welchem Trieb er gerade mehr Raum gewährt, welchem Trieb er eher und in welchem Maß nachgibt. Der Mensch kann niemand alle seine Triebe im Zaum halten, er kann sich nicht gegen seine Natur komplett verwehren... aber diese Reflektion über die Triebe könnte ein wichtiger Abgrenzungspunkt sein. Ich denke, dass der Umgang mit Trieben eine ziemlich heiße Spur ist, die zu einer zufriedenstellenden Unterscheidung Mensch/(anderes) Tier liegen könnte.
Ich bin nicht der Ansicht, dass Menschen Tiere sind, zumindest nicht im wissenschaftlichen Sinne, wohl aber im spirituellen, weil ich an Seelenwanderung glaube
Die wissenschaftliche Dimension ist klar. In diesem Sinne sind Menschen Tiere (Mit "wissenschaftlich" meine ich hier "naturwissenschaftlich" und mache damit eigentlich genau das gleiche wie bei der Abgrenzung von Mensch und Tier, weil ich hier gerade aufgrund des Kontextes die "Geisteswissenschaften" ausschließe
). Die spirituelle Dimension hat damit nichts zu tun und ist auch davon zu trennen. Die Frage "Warum sind wir hier und Wozu" ist völlig unabhängig von jeder wissenschaftlicher Erkenntnis. Wir fragen dort nicht nach Sinn, nicht nach Bestimmung, nicht nach gut oder böse. Das kann und will die Naturwissenschaft gar nicht leisten.
Zur sprachlichen Abgrenzung Mensch/Tier
@Kruttan: Ja, allerdings finde ich persönlich gerade diese Abgrenzung schrecklich und kann solche Formulierungen gar net ab. Das hat so etwas Größenwahnsinniges an sich - mal abgesehen davon, dass es so ist, was wären wir, wenn wir keine Tiere wären? Göttliche Wesen? Nein, natürlich net, im Gegenteil. Und deshalb wär ich persönlich ja immer noch dafür, dass man dafür mal Ersatzbegriffe einführen würde und net immer Formulierungen verwendet, in denen Menschen nicht zu Tieren gezählt werden, z.B. Nichtmenschen oder eben Vierbeiner, was auch immer.
Nochmal: Eine Verwendung des Wortes "Tier" in Abgrenzung zu "Mensch" sagt nicht aus, dass Menschen nicht aus biologischer Sicht zu den Tieren zählen. Hier geht es um sprachliche Konventionen.
Ein Vergleich: Wenn ich jemanden zum Essen einlade und ihn frage, ob er Steak oder Schnitzel haben möchte, dann nennt er mir eines von beiden. Obwohl es ja eigentlich mathematisch-logisch gesehen eine Frage ist, dessen Antwort mit "ja/wahr" oder "nein/falsch" zu beantworten ist. Trotzdem antwortet niemand ernsthaft so und niemand besteht hier auf einen erheblichen sprachlichen Mehraufwand.
Auch der Gedanke dabei, dass man Menschen statt Tieren nun als "göttliche Wesen" kategorisieren könnte, finde ich äußerst komisch. Entweder sind sowohl Tiere und auch die (darin enthaltenen) Menschen göttliche Wesen oder beide sind es nicht. So einfach ist das. Die Frage nach einer "elitären" Stellung des Menschen anderen Tieren gegenüber ist völlig unabhängig von dieser Frage. Animas Frage "Warum sind wir hier und Wozu" sollte sich zwar jeder mal ernsthaft stellen, aber ich würde sie nicht mit der Frage "Wie haben wir uns entwickelt" verwechseln (siehe oben). Genauso fatal wäre es, aus der wertneutral-wissenschaftlichen Erkenntnis, dass wir Menschen zu den Tieren gehören, zu schließen, dass der Wert gleich sein muss. Die Frage nach dem Umgang mit Tieren, die Fragen von ethischen Verpflichtungen Tieren gegenüber etc. gehören nicht in die Biologie.
Der oft verwendete, antonyme Sprachgebrauch dient auch nicht der gezielten Diskriminierung, sondern nur zur Unterscheidung. Wir haben eine Selbstwahrnehmung unserer Art und grenzen uns zu den anderen ab. Das sagt nicht, dass Menschen immer mehr wert sein müssen als Tiere. Schau dich mal in Indien um. Oder: Wenn ein Kerl von seiner Freundin im Bett gesagt bekommt, er sei ein Tier, dann ist das meist Lob, keine Erniedrigung.
Warum darf ich Tier nicht als Synonym für Nichtmensch nehmen, wenn ich im Kontext doch verstehe, wie es gemeint ist? Wäre "Nichtmensch" nicht eventuell noch diskriminierender als "Tier"? Oder geht es dir nicht ein angemessenes Verhalten Tieren gegenüber, sondern um ein Nicht-gerecht-werden der tierischen Natur des Menschen? In diesem Fall wären wir auf der Schiene der "Political correctness" und würden diejenigen ausgrenzen, die zwar Menschen sind, sich aber mit anderen Tieren sehr stark verbunden fühlen
Vielleicht sollten wir da aber erst mal die deutlich dringendere Geschlechterfrage klären. Noch benutzt hier niemand das Gender-Gap und wir haben kein Feingefühl, biologisches von gefühltem Geschlecht zu unterscheiden
Aber wenn wir nun wie Ingeborg Schnabel Menschen als mobile Pflanzen bezeichnen (
) ? Wäre das eine Lösung?